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Außergewöhnliches Sachbuch: Wenn aus Tierstimmen Techno wird

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Zusammen mit dem Leipziger Künstler Matthias Garff hat der Techno-DJ und Biologe Dominik Eulberg das Buch "Tönende Tiere. Die Musik heimischer Stimmwunder" vorgelegt: Ein ungewöhnliches Kunst-, Klang- und Wissensbuch, das mehr als 50 Tierarten in Texten, Tönen und Bildern vorstellt. Während Garff die Tiere aus Alltagsgegenständen nachbaut, übersetzt Eulberg ihre Stimmen in Musik. Das Bilderbuch will nicht nur unterhalten, sondern auch etwas bewegen.

Vor 30 Jahren begann der DJ und Techno-Produzent Dominik Eulberg seine Karriere auf Grillhütten-Partys und illegalen Raves im Westerwald. Die Platten des studierten Biologen trugen Namen wie "Flora & Fauna" oder "Heimische Gefilde". Wegen der in den Tracks enthaltenen Tier- und Naturgeräusche galt er lange als bunter Vogel.

"Tönende Tiere": ein Bilderbuch zum Staunen

Inzwischen ist das anders: Eulberg bekommt Lehraufträge, hat 2021 mit dem Band "Mikroorgasmen überall" den Preis für das Wissenschaftsbuch des Jahres abgeräumt und war Fellow am Museum für Naturkunde Berlin. Der Musiker Eulberg hat sich als Wissenschaftskommunikator neu erfunden: "Die Brüder Humboldt haben schon vor 200 Jahren erkannt, dass man Kunst und Wissenschaft gleichermaßen ausbilden sollte", sagt Eulberg. "Jedes Staunen, was wir wecken, ist immer der Anfang einer Erkenntnis!"

Begriffe wie Klimaerwärmung oder Insektensterben sind für das Multitalent Eulberg wie Schreckgespenster in der Geisterbahn eines Rummels: Sie verlieren spätestens nach der zweiten Runde ihr Grauen. Eulberg möchte stattdessen Brücken bauen zwischen Wissenschaft und Kultur, Techno-Fans und Umweltschützern. In seinem neuen Buch "Tönende Tiere" stellt Eulberg, zusammen mit dem Leipziger Künstler Matthias Garff, 52 Tier-Arten vor, die die akustische Vielfalt unserer Fauna aufzeigen.

Leipziger Künstler baut Tiere

Jeder Art ist ein QR-Code zugeordnet – durch Abscannen hört man zunächst für einige Sekunden die unbearbeitete Stimme des Tiers, die dann in ein kurzes Musikstück übergeht. Wie etwa bei der Amsel, die mit einem Tonumfang von mehr als einer Oktave als musikalischster Singvogel Mitteleuropas gilt: "Singvögel gibt es seit 33 Millionen Jahren, den Homo Sapiens erst seit 230.000 Jahren", erklärt Eulberg. "Das ist die erste Musik, die die Menschheit erfahren hat, auf die wir konditioniert sind."

Bei den "Tönenden Tieren" ist die Natur die Künstlerin, der Mensch lediglich Dolmetscher: Eulberg hat Lautaufnahmen von akustisch spannenden Arten aus dem Archiv des Berliner Naturkundemuseums in Noten und Synthesizer-Daten transkribiert – für den Rest sorgen die Vögel, Insekten, Amphibien und Säugetiere selbst. Der Leipziger Künstler Matthias Garff hat jedes der 52 Tiere aus Alltagsgegenständen lebensnah nachgebaut: Den Laubfrosch aus einem grünen Post-Telefon, Wäscheklammern, Leder und Polsternägeln; den Stieglitz aus einem Gummistiefel, einer Holzkugel, Schuhspanner und Zollstock. Ein großer Spaß!

Naturschutz und Klimakrise fühlen

Lange Zeit dachte man, globale Probleme könne man am besten mit den harten Fakten der Naturwissenschaft bekämpfen. Falsch, meint Eulberg: "Die Analysen des Club of Rome oder Rachel Carsons 'Der stumme Frühling' sind Sachen, die wir seit 60, 70 Jahren kennen. Und trotzdem rennen wir weiter sehenden Auges auf den Abgrund zu." Statt weiter den Apokalypso zu tanzen, wollen Dominik Eulberg und Matthias Garff aus Leipzig mit ihrem Buch den Zauber der Natur feiern, uns durch positive Emotionen bewegen. Eine Überrumpelungstaktik, die ihnen großartig gelingt. "Alles ist Wechselwirkung", wusste schon Alexander von Humboldt. Wir Menschen sind mittendrin, statt nur dabei.