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Dominik Eulberg im Interview

Dominik Eulberg ist Park Ranger, Plattendreher, Ökologiestudent, Remixer und Produzent. Tracks wie "Die Rotbauchunken vom Tegernsee" oder "Der Hecht im Karpfenteich" fanden und finden sich seit geraumer Zeit in nahezu jedem DJ-Set und in jedem Club.
Am sympathischen Jungen aus dem Westerwald führt derzeit kein Weg vorbei. Alle wollen ihn. Wir trafen den gestressten Naturburschen zwischen Ibiza Afterhour, seiner Geburtstagsfeier in Köln und dem Abflug zu einer kleinen Spanien-Portugal-Tour.

Wie gehts deiner Gesundheit und was macht dein Tinitus. Gehts wieder besser?

Also meinem Tinitus gehts auf jedem Fall besser. Ich hatte ja letztes Jahr einen Gehörsturz, aber durch verschiedene Infusionen konnte der Tinitus soweit reduzieren werden, dass ich nur noch ein leichtes Fiepen und Rauschen auf beiden Ohren habe. Damit kann ich sehr gut leben, das stört mich überhaupt nicht mehr. Irgendwann filtert das Gehirn dies einfach raus. Genauso wie wenn du an einer Bahnschiene lebst oder eine laut tickende Uhr hast oder einen brummenden Kühlschrank, irgendwann hört man das einfach nicht mehr. Ich habe auch entsprechende Vorsorge getroffen und lege nur noch mit Ohrstöpseln auf.

Du warst am Montag mit Ricardo Villalobos und Richie Hawtin zusammen im Amnesia auf Ibiza. Das ist ja schon ne große Nummer. Ist das schon Normalität für dich oder doch noch etwas Besonderes?

Es war natürlich schon eine sehr, sehr besondere Party, weil es ja auch mein Geburtstag war und ich mich riesig gefreut habe mit den beiden Jungs aufzulegen.
Ich hab im großen Floor mit Richie aufgelegt und danach sind wir dann zu uns. Wir haben eine Villa angemietet und Karotte hat Plattenspieler, Anlage und Getränke organisiert. Ricardo, Richie und meine Freunde sind mitgekommen und dann haben wir bis Mittwochmorgen durchgefeiert. Also drei Tage nonstop und, man war ich fix und fertig! (-:

Luciano war vorletztes Jahr der Newcomer des Jahres. Von ihm spricht die Presse nicht mehr so häufig. Wie erklärst du dir das Phänomen seines Nachfolgers Dominik Eulberg? Und bist du dir dessen bewusst, was mit dir gerade passiert?

Ja also dass von Luciano keiner mehr spricht, würde ich jetzt nicht sagen. Ich finde Luciano hat grade in der letzten Zeit wieder hervorragende Remixe abgeliefert und ist bei mir immer noch ganz hoch oben im Rennen. Dass das bei mir alles so schnell und steil ging, ist für mich natürlich auch immer noch überraschend. Vermutlich weil hinter mir eine Geschichte steht - nämlich das mit der Natur. Das ist etwas, womit mich die Leute direkt assoziieren können und dass ist, auch wenn es nicht so gewollt war, mittlerweile sehr vorteilhaft für mich.

Jetzt hast Du schon meine nächste Frage angerissen: Die neuen Oberförster-Bilder spielen schon stark mit dem Klischee "Naturbursche". War das mit der Natur in der Musik so gewollt und geplant oder hat sich die Geschichte so entwickelt?

Das hat sich eigentlich so entwickelt! Weil mein ganzes Leben sehr stark naturverbunden ist. Ich studiere dies und habe schon zwei Mal als Nationalpark-Ranger gearbeitet und bin auch generell viel draußen in der Natur, um einen Ausgleich zu finden.
So war es einfach das Naheliegendste, als es darum ging, was für ein Bild auf eine Platte kommt oder wie man die Tracks nennt. Ich habe einfach zwei große Leidenschaften miteinander zu kombiniert versucht. Und mittlerweile sehe ich die Möglichkeit, mit meiner Popularität, Leute für eine gute Sache zu überzeugen: Die Schönheit der Natur der Rave-Gemeinde nahezu bringen.

Ältere DJs, wie beispielweise Sven Väth oder Pascal F.E.O.S. wechselten im Laufe der Jahre ihren Style und sie haben ja mehr oder weniger den Minimal-Style aufgegriffen. Bist du bereit für Veränderungen und wenn ja, wie sehen die aus?

Ich bin immer bereit für Veränderungen, klar - es gibt nichts Langweiligeres als Stillstand oder immer auf der gleichen Stelle zu treten. Ich versuche dies immer in meinen Sets wiederzuspiegeln und eine große Stildiversität aufzuzeigen. Natürlich gab es im Laufe meines Lebens auch immer gewisse Stilwechsel. Ich leg ja jetzt nicht erst seit gestern auf, sondern mache das ja auch schon seit zwölf Jahren. Es gab auch Phasen, wie die Rave-, oder die Ambient-Phase, aber die Minimal Geschichte hat sich immer mehr wie ein roter Faden durchgezogen und das ist letztlich die Musik, mit der ich mich am meisten identifizieren kann. Ganz wichtig bei Musik ist mir, dass es immer sehr innovativ, sehr abgefahren ist und irgendwie sehr besonders wirkt. Was ich hingegen überhaupt nicht leiden kann, ist kopieren von irgendwelchen bereits vorhandenen Dingen. Das ist etwas, was mich nicht interessiert. Mich interessiert Musik, die immer nach vorne strebt.

Damit verbunden die Frage: Fühlst du dich als einer derer, die Flächen und Strings in Deutschland wieder salonfähig gemacht haben? Also ich spreche jetzt von Border Community & Co.

Nein, ich fühle mich jetzt nicht dafür verantwortlich. Trance- und Rave-Musik spielen einfach mal eine große Rolle in meinem Leben, schöne warme Melodien liegen mir am Herzen. Nun ist das Schöne und Melodische wieder zurückgekommen. Ich denke, dies hängt auch viel mit der wirtschaftlichen Lage zusammen. Wenn die Zeiten schlecht sind, wird die Musik liebhafter. Weil die Menschen Harmonie brauchen, in die sie sich zurückziehen können. Mich jetzt für einen Trend verantwortlich zu machen; so weit will ich nicht gehen.

Was war das schönste Erlebnis für dich in 2005 bisher? Was blieb dir in Erinnerung? Gab es etwas Besonderes?

In Erinnerung hab ich eigentlich noch jede Party. Das schönste Festival dieses Jahr war für mich Sonne Mond Sterne - ganz klar! Auch wenn ich nicht lange da war, weil ich spät angekommen bin und am nächsten Tag direkt weiter auf die Street-Parade musste. Aber was ich so mitbekommen habe, es war phänomenal. Die Location ist genau nach meinem Geschmack, inmitten wunderschöner Natur und vor allem super freundliches, feierwütiges, nicht verpeiltes - sondern offenherziges Publikum! Das war eine Riesenfreude dort Musik zu machen, es war der Hammer. Als ich mein Intro mit den Tieren gespielt habe, kam mir so eine Warmherzigkeit entgegen geschwappt, dass überträgt sich dann auch immer auf den DJ. Ich hab gemerkt, dass sich die Leute freuen, sie verstehen was ich zum Ausdruck bringen will. Das ist genau dass, was man will.
Oft ist es auch so, dass man in einem engen Club steht und nur für total verpeilte Typen auflegt, die sich wegknallen bis zum Anschlag. Dann steht man manchmal da und fragt sich, was man dort eigentlich macht. Ist die Musik so grauenhaft, dass man sie nur unter Drogen ertragen kann? Nein! Aber bei Festivals wie Sonne Mond Sterne weiß man wieder, wofür man schuftet, schließlich steckt eine ganze Menge mehr dahinter.

Du hast zurzeit ganz schön viele Bookings. Willst du da mal die Bremse einlegen. Hast Du nicht Angst, dass Du Dich zu sehr verbrennst? Wie willst du das in Zukunft handhaben?

Ja zurzeit ist es schon ganz schön viel. Ich gebe aber ganz bewusst Gas, weil ich zwei Urlaubssemester eingelegt habe und die Zeit auch entsprechend sinnvoll nutzen will. Es wird so sein, dass ich nächstes Semester wieder etwas studieren gehe und dann mit dem Auflegen wieder ein bisschen langsamer werden muss.
Im Dezember / Januar werde ich einen ganzen Monat Pause einlegen, um auch mal wieder vermehrt Musik zu machen, weil das natürlich auch schon ab und zu darunter leidet. Man kommt von einem langen Wochenende nach Hause und ist total im Eimer und ist erst mal froh keine Musik mehr zu hören - ein, zwei Tage. Wenn man dann wieder in der Stimmung ist, neue Sachen zu machen, muss man schon wieder die Koffer packen. Manchmal nervt dies ein bisschen. Ich finde dann einfach nicht die Zeit und Ruhe, kreativ neue Musik zu produzieren.

Alle interessieren sich für den Musiker Dominik Eulberg. Was ist dir eigentlich noch so im Leben wichtig außer die Natur und Techno? Freunde? Wie ist das so mit denen? Verstehen die das?

Mir ist es schon sehr wichtig, dass ich zu meinen alten Freunden noch Kontakt habe und immer noch der alte, liebe Dominik bleibe, der nicht ankommt und große Geschichten aus dem Jetset-Leben erzählt. Von mir selber erzähle ich halt eigentlich nie was, außer wenn sie es wirklich wissen wollen. Ich bin froh, dass ich alte Freunde hab, mit denen man andere Sachen bereden kann, als immer nur über Techno und Musik zu philosophieren. Das ist mir sehr wichtig und ich bin mir auch dessen bewusst, dass grad im Moment jeder irgendwie Freund sein will oder irgendwie nett ist zu mir. Aber ich weiß auch warum und ich bin mir dessen bewusst. Das wird nicht ewig anhalten. Wenn man Freunde vernachlässigt, steht man dann am Ende oft sehr allein da, wie es bei einigen DJs der Fall ist. Diesen Fehler versuch ich definitiv zu vermeiden.

Was gibt es in der Zukunft von dir musikalisch?

Also ich hab jetzt gerade die neue Rocco Branco fertig gemacht. Kommende Woche gibts noch einen kleinen Feinschliff, dann geht sie in die Pressung und kommt dann Ende Oktober!

Und ein Album auf Cocoon?

Ja genau, also erst mal kommt Ende Oktober die neue Platzhirsch von mir und dann im Dezember noch eine neue Traumschallplatten, im Januar dann eine neue Platte mit Gabriel Ananda und fürs nächstes Jahr ist ein Album auf Cocoon geplant. Im Oktober. Es wird wohl Bionik heissen. Bionik ist eine Wissenschaft, die Dinge aus der Natur, die die Natur im Laufe von Jahrmillionen perfektioniert hat, für die Technik kopiert. Wie Haifische, die brauchen nur ganz wenig Kraft aufzuwenden um durchs Wasser zu gleiten. Man hat diese Schuppenform der Haut kopiert und bezieht Flugzeuge damit. Durch diese Technik wird eine Menge Kerosin gespart. Ich will mir zehn Dinge aussuchen und jeweils einen Track dazu machen. Symbiose aus Technik und Natur sozusagen.

Als ich dich mal vom Flughafen in Dresden abgeholt hab, wolltest du unbedingt sofort in den Zoo. Freust du dich schon auf den Leipziger Zoo, wenn du Anfang November in die Distillery kommst?

Ja, also ich hoffe, dass ich dazu die Zeit finden werde. Ich weiß jetzt noch gar nicht, wo ich davor und danach spiele und wie und wann ich wo ankomme bzw. hin muss. Aber ich bin ein sehr großer Zoo-Freund! Ich gehe gerne in Zoos und vom Leipziger Zoo hab ich immer nur Gutes gehört. Das soll ja ein ganz besonderer Zoo sein. Da freu ich mich schon drauf. (-:

Ich hab gehört du trittst bald wieder als Liveact auf, stimmt das?

Also ich werd ständig danach gefragt, aber im Moment lässt es die Zeit einfach nicht zu, weil es sehr viel Arbeit ist einen Liveact vorzubereiten. Irgendwann wird das vielleicht mal wieder kommen, aber gezielte Pläne gibt es dazu jetzt nicht.

Also eine Ente? (-:

Ja, eine Stockente! (lacht!)