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Süddeutsche Zeitung

DJ Dominik Eulberg, der harten Techno mit Hilfe von Vogelstimmen zum Naturerlebnis macht

Rohrdommel, Specht und Kolkrabe werden auf dem Mischpult von Dominik Eulberg aus Meudt im Westerwald zu Techno-Tracks wie „Die Alpenstrandläufer von Spiekeroog” oder „Invasion der Taschenkrebse”. Diese legt Eulberg in den USA, Russland, China und Japan auf. Fachmagazine wählten ihn 2004 und 2005 zum Newcomer und Produzenten des Jahres, für sein zweites Album „Heimische Gefilde” hat der 29-Jährige nun den Preis der Deutschen Schallplattenkritik bekommen.

SZ: Herr Eulberg, in Ihren Stücken tauchen Rohrdommeln, Spechte und Raben auf. Wie kommt man auf so eine Idee?

Eulberg: Ich bin eben total naturverbunden aufgewachsen, im Westerwald, ohne Fernseher und so. . .

SZ: Ein Öko-Kind!

Eulberg: Jetzt nicht mit Birkenstocks und Rentierpulli, aber mein Vater hat mir immer alles gezeigt draußen. Mit sechs Jahren kannte ich viele Vögel und Pflanzen. In der Natur ist immer Abwechslung, man weiß nie, was nach der nächsten Gabelung kommt. Es gibt tolle Erfahrungen, etwa einen Sonnenuntergang. Das will ich musikalisch umsetzen.

SZ: Sie hatten gerade Auftritte in Marseille, Tokio und Osaka. Ihre Techno-Stücke haben Namen wie „Die Alpenstrandläufer von Spiekeroog”. Versteht das denn dort überhaupt jemand?

Eulberg: Viele Leute verstehen nicht, warum ich den Stücken keine englischen Titel gebe. Aber ich bin doch Deutscher und kann mit meiner Sprache am besten umgehen. Die Amis finden es total crazy, dass die Stücke deutsche Namen haben mit so langen, komplizierten Wörter. Die versuchen das immer auszusprechen.

SZ: Techno und House sind ja eher für ziemlich dünne inhaltliche Botschaften bekannt. Welche Botschaft ist Ihre?

Eulberg: Botschaft klingt so groß. Ich versuche, das zu machen, was mir Spaß macht, und den Leuten eine schöne Zeit zu bescheren. Außerdem komme ich aus einer Lehrerfamilie. Ein bisschen Pädagogen-Gene stecken auch in mir drin.

SZ: Und was wollen Sie vermitteln?

Eulberg: Was ist der Sinn von Techno? After-Hour bis 18 Uhr, Drogen einschmeißen? Das alles kann man schwachsinnig nennen. Ich versuche, es mit Sinn zu füllen. Ich studiere Naturschutz, warum soll ich den Leuten nicht nebenbei mitgeben, wie toll Natur ist, wie sich ein Vogel anhört? Wenn da einer in Sandalen und ollem Pulli kommt, sagen alle: „Was will der Öko-Spinner?” Macht man das als Techno-DJ, ist es plötzlich cool.

SZ: Auf Ihrem Album „Heimische Gefilde” erzählen Sie etwas von Waldameisen, Fledermäusen und Käuzen. Sicher, dass die Leute das hören wollen?

Eulberg: Genau darum geht es ja. Das hören sich Leute an, die sich sonst vielleicht nie für so was interessiert hätten. Ich treffe immer wieder Leute, die mir vorsingen, was sie letztens für einen Vogel gehört haben, oder mir Fotos zeigen, und ich soll sagen, was das für einer ist. Techno ist der Natur sehr ähnlich.

SZ: Wie denn das?

Eulberg: Techno ist mehr als bummbumm, es ist die triebhafteste, instinktivste Musik, die es gibt. Das Erste, was ein Mensch hört, ist der Herzschlag der Mutter. Daher gibt es ja auch so viele musikalische Rituale, wie in Afrika, wo man sich mit Trommeln in Trance bringt. Die ewige Wiederkehr ist etwas Natürliches. Manche Synthesizer klingen exakt wie Tiergeräusche, etwa wie Froschgequake. Auf meiner neuen Platte Herbarium geht es übrigens um getrocknete Pflanzen. . .

SZ: . . .wie setzt man die in Musik um?

Eulberg: Ich habe versucht, blumige Musik zu machen, sehr filigran. So kann ich zeigen, dass Natur etwas Zerbrechliches ist, und dass Schönes endlich ist. .