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Ein Vogelkundler, der elektronische Musik produziert und auflegt – eine gar außergewöhnliche Mischung, findest du nicht auch? Meinst du, dass diese Tatsache grundlegend zu deinem Erfolg beigetragen hat?
So ungewöhnlich wie man im ersten Moment denkt ist diese Mischung gar nicht. Elektronische Musik kommt meiner Meinung nach der Natur sogar am nächsten, da sie eine sehr triebhafte Musik ist die nur auf Rhythmus basiert, genau wie die Natur, die durch Triebe geleitet wird und in der alles sehr zyklisch ist. Die Klänge die in der Natur vorkommen, besonders auch Vogelstimmen, sind oft sehr ähnlich mit künstlisch erzeugten Klängen. Wenn ich diese dann in meinen Stücken verwende hören die meisten Leute gar nicht, dass es sich um einen Laut aus der Natur handelt.
Ich denke schon, dass diese Tatsache in einem gewissen Maß zu meinem Erfolg mit beigetragen hat, da es für die meisten Leute einfach etwas völlig Neues ist Natur mit elektronischer Musik zu kombinieren bzw. da einen Zusammenhang zu sehen und somit weckt man natürlich auch das Interesse vieler Menschen. Allerdings denke ich nicht, dass es nur an dieser seltenen Kombination gelegen hat, ich mache ja auch viele Stücke die keinen bestimmten Bezug zur Natur haben oder herstellen sollen.
Wie hast du eigentlich den Sprung in die Liga der meist gebuchten Platten drehenden Gentleman geschafft? Waren hier gute Bekanntschaften ausschlaggebend und wenn ja, welche?
Das kann ich selber gar nicht so genau sagen. Nachdem ich von der Groove 2004 zum Newcomer des Jahres und im Jahr darauf zum besten Produzenten gewählt wurde ging alles sehr sehr schnell. Es kamen dann einfach immer mehr Anfragen aus aller Welt. Auf jeden Fall habe ich vielen guten Freunden wie Gabriel Ananda, Tobias Becker und letztendlich natürlich auch Sven Väth einiges zu verdanken, da sie mich immer unterstützt und vorallem inspiriert haben.
Natur-Samples und die passenden Tracktitel sind zu deinem Markenzeichen geworden. Empfindest du das nach wie vor als Bereicherung oder gibt es inzwischen auch Momente, dass dir dieses Markenzeichen zum klischeehaften Zwang wird?
Manchmal stört es mich schon das ich immer in die Schublade des Westerwälder Naturburschen gesteckt werde, denn wie gesagt haben auch nicht alle meine Stücke mit Natur oder Naturklängen zu tun. Aber generell besteht für mich eben eine sehr enge Beziehung zwischen der Natur und Techno, meinen beiden größten Leidenschaften, daher wird meine Musik größtenteils auch weiterhin beides miteinander verbinden. Aber eben auch nicht immer… ;o)
Dein zweites Album befindet sich bereits in den Startlöchern. Stehst du selbst etwas unter Druck bezüglich der Wirkung und dem Erfolg dessen, wenn du daran denkst, wie „Flora & Fauna“, welches immerhin mehrfach zu einem der besten Alben des Jahres 2004 prämiert wurde, eingeschlagen hat?
Nein eigentlich überhaupt nicht. Ich konzentriere mich nur auf das neue Album und lasse dabei „Flora&Fauna“ völlig außen vor. Es soll ja schließlich kein Abklatsch davon werden, nur um an dessen Erfolg anzuknüpfen. Aber natürlich hoffe ich, dass ich mit Bionik vielen Technobegeisterten mitten ins Herz treffe und vielleicht auch wieder ein kleines bißchen die Natur näherbringen kann. Einen Lehrauftrag in Sachen Natur hab ich halt immer im Hinterkopf… ;o)
Warum hältst du dir das Pseudonym „Rocco Branco“? Worin bestehen die Unterschiede zwischen Eulberg und Branco?
Mein Rocco-Pseudonym steht für den etwas schrägeren, derberen Sound. Manchmal habe ich halt eben richtig Lust drauf, mal in die Rolle des verwegenen Roccos zu schlüpfen und mit einer ganz anderen Motivation Musik zu machen. Urlaub vom Ich eben.
Wie steht es um deine Zukunftspläne? Hast du vor, was bei der Vielzahl und Vielfalt an Releases durchaus denkbar wäre, auch einmal ein eigenes Label aus der Taufe zu heben?
Nein, dass habe ich nicht vor und ich denke auch nicht das sich daran mal was ändern wird. Im Moment muss ich schon langsam darüber nachdenken, wie ich mein Studium weitermache, denn die Feriensemester sind leider bald vorbei…
Doch jetzt mal ein wenig weg von der Musik und zu dem, was die Gäste, die Musik und das Licht vereint. Erzähl uns etwas von den aus deiner Sicht impulsivsten und bemerkenswertesten Nächten deiner Laufbahn.
Eine der überwältigensten Auftritte war mit Sicherheit das SonneMondSterne-Festival 2005 in Saalburg. Dort war ich so beeindruckt von der Energie, der Warmherzigkeit und dem Enthusiasmus des Publikums!! Das hat mich wirklich sehr beeindruckt und auch gerührt. Aber es gibt noch viele weitere tolle Erlebnisse, die aber jetzt den Rahmen hier sprengen würden. Allgemein kann ich sagen, dass ich in bestimmten Clubs wie dem Berghain, dem Robert Johnson oder Cocoon schon super Parties erlebt und ganz viele schöne Erinnerungen daran habe.
Dein Leben ist allerdings nicht nur auf ausgedehnte Clubnächte beschränkt. Wie lange musst du noch für dein Studium pauken? Wurde dein Vorankommen in dem Bereich durch deinen musikalischen Erfolg stark eingeschränkt?
Ja, wie bereits gesagt sind meine Feriensemester nun bald vorbei und ich muss mir langsam überlegen wie ich beides zuküntig unter einen Hut bringen kann. Das letzte Jahr ist mein Studium durch meinen Job komplett vernachlässigt worden, aber das soll nicht so bleiben, da ich ja auch nicht mehr viele Semester vor mir hab. Abbrechen möchte ich das Studium aber auf keinen Fall. Ich bin sicher, dass ich eine Lösung finden werde um beidem gerecht werden zu können.
Ist „Dominik der Park-Ranger“ eigentlich immer noch das Zukunftsbild deiner selbst oder ist dies dem des Musikproduzenten und DJ gewichen?
Nein, ich bin mir immer noch sehr sicher, dass ich später für den Naturschutz tätig sein will. Was für ein Amt das genau sein soll weiß ich noch nicht, aber ich werde bestimmt nicht ewig nur Musik machen. Wobei das nicht heißt, dass ich die Musik ganz ad acta legen werde. Ich möchte auf jeden Fall weiterhin produzieren und mich nur irgendwann vom Auflegen etwas mehr zurückziehen, da dies einfach auch körperlich sehr anstrengend ist und kein Job ist den man sein Leben lang ohne Folgen durchziehen kann.