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Natürlich Techno: Wald, Wiese, Wummern

Natürlich Techno: Wald, Wiese, Wummern

Für die einen mag elektronische Musik und die damit einhergehende, durchaus exzessive Kultur fern jeglicher Natur sein. Für andere besteht ein direkter Zusammenhang.

Hier geht es zum Interview

Wenn es um elektronische Musik und Natur geht, gibt es auf jeden Fall kein Vorbeikommen an Dominik Eulberg. Der DJ und Produzent aus dem deutschen Westerwald hat Biologie und Geografie, Schwerpunkt Naturschutz (das Wort selbst mag er aber nicht, weil: „Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen die Natur.“) studiert. Und er ist leidenschaftlicher Vogelbeobachter. Seine Minimal-Techno-Stücke tragen so klingende Namen wie „Abendpfauenauge & Oleanderschwärmer“. Biodiversitäts- oder Öko-Techno sind Zuschreibungen, die herumflattern.

Früher hat Eulberg Tiergeräusche für seine Musikstücke benutzt. Aber „das Ding ist gelaufen“. Vielmehr will er direkt Veränderungen anstoßen. „Der Mensch bezeichnet sich als Krone der Schöpfung. Aber warum ist er dann ein homo suicidalis und zerstört den Lebensraum?“ Und er schütze nur das, was er schätze. Und das gehöre dringend geändert. „Wir verstehen uns nicht mehr als Teil der Natur“, ist Eulberg überzeugt. Und gerade Kunst und Kultur seien schöne Ventile, Menschen zu erreichen. „Der Mensch ist ein Herdentier, wenn ein anderes Mitglied neue Wege geht, finden das andere auch attraktiv. Weil ein Mitglied eine neue Nahrungsquelle erschlossen hat.“ Man merkt, da spricht ein Biologe.

Aber man merkt auch den gestandenen Szene-Menschen: „Menschen, die Techno verstehen, verstehen auch die Natur.“ In der Natur sei nämlich alles Rhythmus: Es gäbe ein ständiges Pulsieren, den Herzschlag, ein ständiges Kommen und Gehen, den Tag und die Nacht. Und er sieht das wie Pantha du Prince: „Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich im Kollektiv zu einem externen Impuls synchronisieren kann.“ Das schaffe gemeinsame Erfahrungen.

Und das sei wichtig für die Menschheitsgeschichte gewesen: „Nur mit einem antreibenden Takt, hat der Mensch es geschafft, Pyramiden zu bauen.“ Und jene, die das durchblicken, hätten eben einen Zugang zur Natur. „Ich versuche, bei meinen Gigs biologische Führungen zu verlosen. Ich stelle fest, wie empfänglich die Leute dafür sind. Die hören da genau hin. Und sie merken sich alles – ich frage das hinterher ab.“

Apropos Pädagogik: Im Dezember hat er im Berliner Museum für Naturkunde ein Live-Set für United we Stream gespielt, das als Reaktion auf die Schließung aller Veranstaltungsstätten während der Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen worden ist. Während er an den Geräten für seine hypnotischen und treibenden Klängen schraubte, führten Kamerafahrten durch die Sammlungen des Hauses. Danach sprach er über die Relevanz von Clubkultur, den Zustand der Biodiversität oder das Humboldtsche Bildungsideal.