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Oriole

(Oriolus oriolus)


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Die Natur als Entertainment-System

Ravender Ornithologe, leidenschaftlicher Naturfreund, studierter Ökologe, international bekannter Techno-DJ – in der Presse verfügt Dominik Eulberg über ein erstaunliches Repertoire an Termini. Sein Lebenslauf verschränkt die Faszination für Natur und Umwelt mit der Musik und bei näherem Hinsehen gibt es mehr, was die Fachbereiche verbindet, als was sie trennt. Zuletzt bewies das seine Publikation »Mikroorgasmen überall«, das als Wissensbuch des Jahres ausgezeichnet wurde und sich zum Beispiel Käfern mit eingebauten Infrarotsensoren, Ameisenlöwen oder Täuschungsblumen widmet.

Dominik, du schreibst in deiner Einleitung, dass du Musik und Kunst als wertvolle Vektoren empfindest, um neue »Sensibili­ sierungsgründe« zu erschließen. Wofür möchtest du Leser:in­ nen und Hörer:innen sensibilisieren?

Ich möchte sie dafür sensibilisieren, dass alles, was gegen die Natur geht, im Endeffekt auch gegen uns Menschen geht. Die Kluft zwischen wissenschaftlicher Erkennt­ nis und politischer Umsetzung ist ja größer denn je, wir rennen weiter sehenden Auges auf den Abgrund zu und drohen uns als Homo socialis gerade selber abzuschaf­ fen. Wir müssen Dinge mehrheitsfähig machen, unsere Mitmenschen wieder das Bild im Ganzen sehen lassen. Kunst und Kultur sind dafür wunderbare, weil lustvolle und niederschwellige Vektoren.

Vögel bezeichnest du als älteste und bekannteste Musiker der Welt. Gehören für dich die Natur und deine Tätigkeit als Mu­ siker untrennbar zusammen? Siehst du dich in der Tradition der Vögel?

Den Homo sapiens gibt es seit 200.000 Jahren, Vögel seit seit über 150 Millionen Jahren. Ich finde es faszinierend, sich vorzustellen, dass es schon so lange Musik auf un­ serem Planeten gab, bevor man überhaupt an Menschen denken konnte. Sie sind so unglaublich virtuos und in­ spirierten mich seit meiner Kindheit zum Musizieren. Generell ist Natur die größte Künstlerin von allen für mich. Ihre überbordende Vielfalt an Farben und Formen ist lebensbejahendes Sinnbild der Sinfonie des Seins und zudem ein unerschöpflicher Born der Inspiration für meine künstlerische Kreativität.

Was steckt hinter dem Titel »Mikroorgasmen überall«, wie bist du darauf gekommen?

Es geht um Wunder in der heimischen Flora und Fauna und darum, dass Natur der einfachste, kostengünstigste und gesündeste Schlüssel zum Glück ist. Man braucht nicht viel, nur etwas Grundwissen und vielleicht noch eine Lupe und ein Fernglas, um den Erfahrungshori­ zont zu erweitern, und schon geht’s ab ins bunte Aben­ teuerland. Schon direkt vor der Haustür – auch im ganz Kleinen, etwa in einer Hand voll Erde – kann man das Wunder des Lebens erfahren, wenn man seine Sinne darauf richtet. Die tiefe und wahrhaftige Freude, das Verbundensein mit der Natur und dem Hier und Jetzt, die ich etwa beim Anblick des irisierenden Blaus eines vorbeizischenden Eisvogels, dem herrlich flötendem Gesang eines Pirols oder aber der Biolumineszens von

Leuchtkäfern empfinde, kann ich nicht anders, als klei­ ne Orgasmen der wahrhaftigen Freude zu beschreiben, bei denen jede Zelle in mir jubiliert. Außerdem ist die­ ses Lustvolle ja auch der Motor der Evolution, ohne den auch wir jetzt nicht hier wären. Zudem hat Natur keine Lobby. Naturschutz braucht also den offenen, breiten Dialog. Ein Buchtitel bei dem man zweimal hinschauen muss, ob man sich jetzt verlesen hat, darf auch zu solchen Dialogen hinführen und Gedankengänge anregen.

Wie kam es, dass bei den Illustrationen die Wahl auf die Cra­ mers Gallery of Nature fiel?

Ich wuchs ohne Medien, ohne Fernsehapparat auf. Die Natur war mein Entertainment­System und natürlich ein paar Bücher. Mein Vater, Schulleiter und Naturschüt­ zer, hatte davon eine Menge. Unter anderem auch die »Sammlung naturkundlicher Tafeln« aus dem Hause von Erich Cramer. Ich war als Kind gefesselt von ihrem hoch­ elaborierten Duktus und ihrer unglaublichen Plastizität. Als ich später für meine ersten Wissenschaftskommuni­ kationsprojekte Illustrationen brauchte, war klar, wen ich als erstes anfragen wollte. Seine Tochter Susanne betreut mittlerweile sein Werk. Mit ihr entstand direkt eine tiefe und vertraute Freundschaft und ich bin ihr immer wieder dankbar, dass ich diese Meisterwerke verwenden darf. Meine Frau Natalia hat die Zeichnungen jedoch auch unglaublich großartig freigestellt, digital restauriert, ge­ pimpt und teilweise neu kompiliert.

Gibt es eine Tierillustration, die dich besonders berührt? Hast du einen Favoriten?

Ich denke, die Insektenillustrationen hauen mich am meisten vom Hocker. Zum einen, weil viele Insekten ja in natura winzig klein sind und auf den vergrößerten Zeich­ nungen erst mal in ihrer Schönheit komplett erfahrbar sind, zum anderen weil diese so unglaublich detailliert gemalt wurden. Ich liebe vor allem die Illustration vom Feld­Sandlaufkäfer, Kleinen Schillerfalter, der Gemeinen Goldwespe oder aber der Streifenwanze.